Schluss mit dem Heuschnupfen? - Forscher arbeiten an einem Impfstoff gegen Allergien

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Jedes Jahr aufs Neue müssen Gräserpollenallergiker dem beginnenden Frühling mit Furcht entgegen blicken. Doch eine neue Immuntherapie verspricht Besserung - die soll der triefenden Nase, dem Dauerniesen und den brennenden Augen nämlich ein Ende bereiten.

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche gerade einmal wenige Tage, des Frühlings holder, belebender Blick hat kaum den Winter abgelöst und schon müssen Pollenallergiker wieder mit den Frühblühern kämpfen. Die Ursachen sind dabei geradezu banal: die Nasenschleimhaut kommt mit den an sich harmlosen Gräserpollen in Kontakt und die Eiweißkörper dringen in die Nasenschleimhaut ein. Dort wirken sie als Allergene, lösen also bei Betroffenen die Allergie aus.

Das signalisiert dem Immunsystem, das gerade ein Angriff stattfindet und dieses geht entsprechend auf die Barrikaden. Immunglobulin E (kurz IgE) wird freigesetzt und der nächste Kontakt mündet in den typischen Allergiereaktionen: Schnupfen, Niesen, Kratzen, brennende Augen. Tagsüber und nachts sind Allergiker von den Folgen der Pollen betroffen. Das stört im Büro oder in der Schule und kann nachts zu Schlaflosigkeit führen.

Ein synthetischer "Impfstoff" namens BM32 könnte dem ein Ende setzen, entwickelt wurde dieser von der Med-Uni Wien gemeinsam mit dem Wiener Unternehmen Biomay AG. Noch befindet sich die Immuntherapie in der Zulassungsphase, 2021 könnte der Stoff aber marktreif sein. Dann könnten Allergiker endlich durchatmen.


Inhaltsverzeichnis

Bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten
Synthetische Pollen als Alternative zu sublingualer oder subkutane Therapie mit Extrakten
Bisherige Studienergebnisse von BM32 lassen Allergiker hoffen

Bisher nur eingeschränkte Möglichkeiten

In Deutschland und Österreich leiden ca. 15-16 Prozent der Bevölkerung an Heuschnupfen, also einer Pollenallergie, ein überaktives Immunsystem in der einen oder anderen Form hat fast jeder Dritte, reagiert also übersensibilisiert auf verschiedene Allergene.

Zwar ist die Zahl absolut betrachtet gleich geblieben, doch der Leiter der BM32-Studie, Rudolf Valenta, sieht in den verschiedenen Umweltfaktoren die Ursache dafür, dass immer mehr Allergien zum Ausbruch kommen. Immer wichtiger wird in diesem Zusammenhang auch die direkte Wohnumgebung, die ein Fülle an Belastungsstoffen mit sich bringt. Mehr dazu unter Massivholzmöbel aus Zirbenholz.

Zwar gibt es akute Hilfe für Betroffene, doch Antihistaminika, Augentropfen und Kortikoidspray lindern nur die Symptome. Das schafft zwar kurzzeitige Besserung, um den Ursachen entgegen zu wirken, haben Allergiker bisher aber keine andere Wahl als eine Hyposensibilisierung. Bei dieser Form der akuten spezifischen subkutanen Immuntherapie kommen Allergiker mit immer steigenden Dosierungen an Allergenen in Kontakt, um schützende Antikörper zu bilden.

Allerdings kann der Heuschnupfen sich im schlimmsten Fall zum bronchialen Asthma entwickeln, die besten Chancen haben Allergiker, wenn sie die Hyposensibilisierung möglichst früh beginnen.
Zudem kostet die Hyposensibilisierung viel Zeit, denn Ärzte müssen Allergiker anfangs wöchentlich, später alle vier bis fünf Wochen sehen. Das Allergenextrakt wird über einen Zeitraum von drei Jahren unter die Haut gespritzt, die Symptomlinderung liegt bei rund 55 Prozent (davon 25 Prozent Placebo).

Moderne Methoden, die ganz gezielt gegen Gräserallergien vorgehen, haben immerhin eine Erfolgsrate von bis zu 70 Prozent Symptomlinderung. Allerdings ist die Hyposensibilisierung nicht nur zeitaufwendig, sondern wirkt auch nur dann, wenn sie konsequent durchgeführt wird.

Synthetische Pollen als Alternative zu sublingualer oder subkutane Therapie mit Extrakten

Inzwischen haben sich neben den subkutanen Therapien (Allergenkontakt unter der Haut) auch sublinguale Therapien (Therapien unter der Zunge) etabliert. In diesen sogenannten SLIT-Therapien müssen Allergiker zwar auch drei Jahre lang behandelt werden, können die Therapie aber selbständig zuhause durchführen. Statt der Hautrötung, Schwellung und Juckreiz subkutaner Therapie tritt häufig ein Jucken des Gaumens als Nebenwirkung auf. Wirklich gefährliche allergische Allgemeinreaktionen treten bei sublingualer Therapie nur selten auf.

Neuere Untersuchungen beschäftigen sich zusätzlich mit einer weniger invasiven Behandlung, bei der die Allergene auf die Haut aufgetragen werden. Doch auch bei dieser epikutanen Immuntherapie kommen noch Stoffe aus natürlichen Allergenextrakten zum Einsatz. Hierbei bemängelt Valenta, dass die Zusammensetzung der Allergene von Rohstoff zu Rohstoff variiere, Potential für Verunreinigungen biete und viele Allergene nur in geringer Dosis im Extrakt vorkämen - oder in einer Form, die das Immunsystem kaum berühre.

Anders verhält es sich da mit BM32, denn der Stoff wird vollständig synthetisch hergestellt. Um eine gleichbleibende Qualität und Wirksamkeit zu gewährleisten, haben die WIener Forscher die vier wichtigsten Gräserpollenallergene isoliert und modifiziert.

Anstelle von Immunglobulin E schüttet der Körper bei Kontakt vermehrt Immunglobulin G aus, das modifizierte Genmaterial wird hierfür in Bakterien eingebaut, um größere Mengen an Proteinen in hoher Qualität zu synthetisieren. In ihnen sind Allergenbruchstücke enthalten, an ein Trägerprotein aus der Hülle des Hepatitis-B-Virus gebunden.

Bisherige Studienergebnisse von BM32 lassen Allergiker hoffen

Bisher wurden die Studien aus Valentas Forschungsgruppe an elf europäischen Zentren durchgeführt und 181 Allergiker und Athmapatienten nahmen daran teil. Die Studie ist placebokontrolliert und konnte die Symptome im Vergleich zur Placebogruppe um 25 Prozent lindern. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse zu Beginn des Jahres in der Fachpublikation Journal of Allergy and Clinical Immunology.

Besonders beeindruckend war der Effekt bei jenen Allergikern, die besonders stark unter ihren Allergien litten. So hielt die HNO-Ärztin und Kollegin Rudolf Valentas fest, dass die positive Wirkung der Impfung bei jenen am stärksten war, die besonders stark durch Gräserpollen beeinträchtigt waren.

Eine noch unveröffentlichte Studie der gleichen Forschungsphase (IIb) liefert laut Valenta derzeit sogar ein noch besseres Resultat, vor allem im Vergleich mit der subkutanen Immuntherapie. Einer intensiven, dreijährigen Therapie stünden nur vier bis fünf Spritzen im ersten Jahr und eine regelmäßige Auffrischung gegenüber - und das ganz ohne gefährliche Nebenwirkungen.

Die Bildung von Immunglobulin G ist dabei entscheidend dafür, dass die Impftherapie Betroffenen dabei hilft, einen Antikörperschutzschirm aufzubauen, ein erneuter Allergenkontakt durch Gräserpollen löst dann keine Entzündung mehr aus.

In der nächsten Phase III folgen eine multizentrische Studie mit 600 Probanden und eine Studie mit Kindern. Nach dieser bald beginnenden Phase wird es möglich sein, die synthetische Immuntherapie gegen Heuschnupfen endgültig zuzulassen und ob die Therapie auch der Vorbeugung gegenüber Asthma bronchiales als Folge der Allergie dient und bereits sensibilisierten Menschen effizient gegen eine Gräserpollenallergie hilft. Rudolf Valenta jedenfalls gibt sich hoffnungsvoll, dass die neu entwickelte Therapie der Med-Uni Wien bald schon prophylaktisch die Sensibiliserung vermeiden kann.

Auf Basis von Erfahrungswerten sollen Massivholzmöbel aus Zirbenholz eine besonders wohltuende Wirkung auf Allergiker haben. Besonders das Zirbenbett ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen.

Infografik Allergisches Asthma

 
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